Was ist Serious Gaming?
Serious Games sind digitale oder analoge Spiele, die über reine Unterhaltung hinausgehen. Sie verfolgen ernsthafte Ziele – zum Beispiel in Bildung, Ausbildung, Gesundheit oder auch im Bereich der Gefahrenabwehr. Das Ziel ist es, Wissen zu vermitteln, Fähigkeiten zu trainieren oder Verhaltensweisen einzuüben – auf eine motivierende, realitätsnahe und interaktive Art.
Serious Games kombinieren spielerische Elemente mit realitätsnahen Szenarien und nutzen die hohe Immersion von z.B. Computerspielen, um komplexe Inhalte einprägsam und effizient zu vermitteln. Dabei stehen nicht Spielspaß und Wettbewerb im Vordergrund, sondern Lern- und Trainingseffekte.
Formen und Varianten von Serious Games
Im Kontext der Gefahrenabwehr – also bei Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Polizei – gibt es verschiedene Formen von Serious Games:
- Simulationen
Realistische Nachbildungen von Einsatzszenarien, oft mit VR/AR-Technologien (z. B. Evakuierung von Gebäuden, Gefahrgutunfälle). - Rollenspiele (Role-Playing Games, RPGs)
Entscheidungstraining in verschiedenen Szenarien, z. B. bei Großschadenslagen, Kommunikation mit anderen Einsatzkräften oder dem Führungsstab. - Strategie- und Planspiele
Planung und Koordination von Einsätzen auf taktischer oder strategischer Ebene. Sie werden auch zur Ausbildung in Stäben oder Führungsgruppen genutzt. - Quiz- und Lernspiele
Vermittlung von Wissen zu Einsatzvorschriften, Rechtsgrundlagen oder medizinischem Fachwissen. - Multiplayer-Kollaborationen
Gemeinsames Üben im virtuellen Raum zur Förderung von Teamwork, Kommunikation und Abstimmung.
Nutzen von Serious Gaming in der Gefahrenabwehr
Der Einsatz von Serious Games bringt dadruch zahlreiche Vorteile:
- Realitätsnahe Trainingsumgebung ohne Risiko
- Wiederholbarkeit und Anpassbarkeit von Szenarien – auch seltene oder kritische Lagen lassen sich trainieren
- Steigerung der Motivation durch spielerische Elemente
- Förderung von Entscheidungsfindung, Stressbewältigung und Teamarbeit
- Niedrige Kosten im Vergleich zu realen Großübungen
- Ermöglichung von ortsunabhängigem Lernen, z. B. im Homeoffice oder unterwegs

Die Abbildung links zeigt eine Variante eines Serious Game in Form eines „Bomben-Koffers“. Der oder die Spielenden müssen verschiedenen Aufgaben lösen und die Schalter richtig stellen, um die Bombe zu entschärfen. Der Zeitdruck kann varieren um das Stress-Level zu beeinflussen.
Was sagt die Wissenschaft?
Serious Games werden in der Forschung zunehmend als wirksames Mittel der Aus- und Fortbildung in sicherheitskritischen Berufen anerkannt:
- Eine Studie der Universität Maastricht (Wouters et al., 2013) zeigt, dass Serious Games bei richtiger Konzeption gleichwertig oder sogar besser als traditionelle Lernmethoden sein können – insbesondere, wenn sie aktivierende, interaktive Elemente beinhalten.
- Eine Analyse von Kato (2010) im Review of General Psychology betont den positiven Einfluss von Serious Games auf die Lernbereitschaft und Nachhaltigkeit der Wissensvermittlung.
Fazit
Serious Gaming bietet der Gefahrenabwehr eine wertvolle Ergänzung klassischer Ausbildungsmethoden. Durch interaktive, realitätsnahe Szenarien können Einsatzkräfte effizient, sicher und motivierend lernen – sowohl fachlich als auch im Team. Die Kombination aus moderner Technik und didaktischer Qualität macht Serious Games zu einem zukunftsweisenden Instrument, insbesondere in Zeiten begrenzter Ressourcen und wachsender Komplexität von Einsatzlagen.
Quellen und weiterführende Literatur
- Wouters, P. et al. (2013). A Meta-Analysis of the Cognitive and Motivational Effects of Serious Games. Journal of Educational Psychology.
- Kato, P. M. (2010). Video games in health care: Closing the gap. Review of General Psychology.